Die radikalislamischen Taliban in Afghanistan haben erstmals seit ihrer Rückkehr an die Macht einen Menschen öffentlich hingerichtet. Das teilte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid mit. Der wegen Mordes verurteilte Mann wurde demnach in der Provinzhauptstadt Farah "während einer öffentlichen Versammlung von Einwohnern" exekutiert. Laut Mudschahid stammte der Mann aus der Provinz Herat.

Mudschahid verwies auf das sogenannte Vergeltungsprinzip im islamischen Recht. Mitte November hatte Taliban-Chef Hibatullah Achundsada die Richter des Landes zur vollen Umsetzung der Scharia und ihres Strafenkatalogs aufgefordert. Dazu gehören in der Auslegung der Taliban neben öffentlichen Hinrichtungen, Steinigungen und Auspeitschungen auch die Amputation von Gliedmaßen bei Dieben. Seit der Anordnung wurden mehrere Menschen wegen diverser Vergehen öffentlich ausgepeitscht. 

Die Taliban hatten bei ihrer erneuten Machtübernahme im August vergangenen Jahres zunächst angekündigt, weniger hart vorgehen zu wollen als während ihrer ersten Herrschaft von 1996 bis 2001. Tatsächlich führen die Islamisten das Land aber immer radikaler. Insbesondere Frauenrechte wurden in Afghanistan im zurückliegenden Jahr immer weiter beschnitten.