17.03.2021

Hes­sen soll einen sofor­ti­gen drei­mo­na­ti­gen Abschie­be­stopp nach Soma­lia ver­hän­gen. Dies kann jedes Bun­des­land ohne Betei­li­gung des Bun­des selbst ent­schei­den. Dar­über hin­aus soll sich der Hes­si­sche Innen­mi­nis­ter bei der kom­men­den Innenminister*innen-Konferenz im Juni dafür ein­set­zen, dass ein sol­cher Abschie­be­stopp auch bun­des­weit beschlos­sen wird. Das for­dern der Pari­tä­ti­sche Wohl­fahrts­ver­band Hes­sen, die Dia­ko­nie Hes­sen, der Hes­si­sche Flücht­lings­rat und PRO ASYL in einem gemein­sa­men Offe­nen Brief an den hes­si­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Vol­ker Bouf­fier, den Stell­ver­tre­ten­den Minis­ter­prä­si­den­ten Tarek Al-Wazir, den Innen­mi­nis­ter Peter Beuth und die Vor­sit­zen­den der Regie­rungs­frak­tio­nen Ines Claus und Mathi­as Wagner.

Anlass des Schrei­bens ist die Abschie­bung von Omar F. aus Hes­sen ins von Bür­ger­krieg und Ter­ror zer­rüt­te­te Soma­lia, der für die unter­zeich­nen­den Orga­ni­sa­tio­nen ein Tabu­bruch ist. Omar F. leb­te schon fast acht Jah­re in Deutsch­land, ver­dien­te sei­nen Lebens­un­ter­halt als Maschi­nen­füh­rer bei einem Recy­cling­be­trieb und hät­te schon in weni­gen Mona­ten die Vor­aus­set­zun­gen für ver­schie­de­ne Blei­be­rechts­re­ge­lun­gen erfüllt, wie sie der Bun­des­ge­setz­ge­ber aus­drück­lich vor­sieht, um gute Inte­gra­ti­ons­leis­tun­gen zu hono­rie­ren und vor allem auch Gedul­de­te in Arbeit vor einer Abschie­bung zu schüt­zen. Anstatt ihm die­se gesetz­lich vor­ge­se­he­ne Per­spek­ti­ve zu bie­ten, hat Hes­sen Omar F. Mit­te Febru­ar zwangs­wei­se in ein Land zurück­ge­führt, das auf dem Index der welt­weit fra­gils­ten Staa­ten auf Platz zwei steht. Das zivil­ge­sell­schaft­li­che Bünd­nis appel­liert an die Ver­ant­wort­li­chen, die­se Ent­schei­dung zu revi­die­ren und Omar F. eine Wie­der­ein­rei­se zu ermög­li­chen, die nicht zuletzt auch im Sin­ne sei­nes Arbeit­ge­bers wäre.

Abschie­bun­gen nach Soma­lia waren bis 2018 fak­tisch aus­ge­setzt und auch in den Fol­ge­jah­ren wur­den aus­schließ­lich als Straf­tä­ter und Gefähr­der kate­go­ri­sier­te Män­ner abge­scho­ben. „Jetzt wur­de in Hes­sen eine rote Linie über­schrit­ten, indem mit Omar F. ein Mensch abgescho­ben wur­de, der nicht nur kei­ne Straf­ta­ten ver­übt hat, son­dern bes­tens inte­griert war“, heißt es in dem Offe­nen Brief. „Dies ver­unsichert die gesam­te soma­li­sche Com­mu­ni­ty zutiefst, die bun­des­po­li­tisch gera­de noch das Signal erhal­ten hat­te, zu den Grup­pen mit einer soge­nann­ten guten Blei­be­per­spek­ti­ve zu gehö­ren. Es ist höchs­te Zeit, die­ser Ver­ängs­ti­gung ent­ge­gen­zu­wir­ken und die Situa­tion in Soma­lia anzuerkennen.“

Ansprech­part­ne­rin für die Pres­se beim Pari­tä­ti­schen Hessen: 
Lea Rosenberg
Refe­ren­tin für Migra­ti­on, Flucht und Asyl
Tele­fon: 069/95 52 62–52
E‑Mail: lea.rosenberg@paritaet-hessen.org

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