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In Afghanistans Hauptstadt Kabul Taliban verbieten Frauen Zugang zu Parks, Fitnessstudios und Freizeitparks

Frauen und Männer dürfen in Kabul manche Orte schon länger nur getrennt besuchen. Nun dürfen Frauen Grünanlagen, Sportcenter und Vergnügungsparks gar nicht mehr betreten – Protestierende sollen weggebracht worden sein.
Fahrgeschäfte im Habibullah Zazai Park am Stadtrand von Kabul im November

Fahrgeschäfte im Habibullah Zazai Park am Stadtrand von Kabul im November

Foto: Wakil Kohsar / AFP

Die militant-islamistischen Taliban haben die Bewegungsfreiheit von Frauen in Kabul weiter eingeschränkt: Diese dürfen die öffentlichen Parks, die Fitnessstudios und die Freizeitparks der Hauptstadt Medienberichten zufolge nicht mehr betreten.

Seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 wurde Frauen bereits das Reisen ohne männliche Begleitung verboten. Außerhalb der eigenen Wohnung ist das Tragen eines Hidschab oder einer Burka Pflicht. Der Schulbesuch ist jugendlichen Mädchen im Großteil des Landes untersagt.

Im März war der Zugang zu Parks und Freizeitparks in Kabul eingeschränkt worden, so durften Frauen und Männer diese Orte nur an bestimmten Wochentagen getrennt voneinander besuchen.

Geschlechtertrennung angeblich »an vielen Orten« gebrochen

Diese Geschlechtertrennung sei aber »an vielen Orten« gebrochen worden, sagte nun Mohammed Akif Sadek Mohadschir, Sprecher des sogenannten Ministeriums für den Schutz vor Laster und die Förderung der Tugend, der Nachrichtenagentur AFP. »Es gab Vermengung, Hidschabs wurden nicht beachtet, deswegen wurde diese Entscheidung fürs Erste getroffen.«

Frauen und Parkbetreiber kritisierten das Betretungsverbot. »Es gibt keine Schulen, keine Arbeit«, sagte eine Mutter in einem Park der AFP, »wir sollten zumindest einen Ort haben, um Spaß zu haben.« Sie seien »gelangweilt« und hätten genug davon, »den ganzen Tag zu Hause zu sein«.

Die 21-jährige Raihana, die islamisches Recht studiert, sagte: »Im Islam ist es offensichtlich erlaubt, rauszugehen und Parks zu besuchen. Wenn man keine Freiheit in seinem eigenen Land hat, was bedeutet es dann, hier zu leben?«

»Die Taliban lügen«, sagt eine Fitnesstrainerin

Habib Dschan Sasai, Betreiber eines großen Freizeitparks am Rande der Hauptstadt, fürchtet, bei Durchsetzung der neuen Regel schließen zu müssen. »Ohne Frauen werden die Kinder nicht kommen«, sagte er der AFP.

Eine Fitnesstrainerin sagte der Associated Press, dass die Geschlechtertrennung sehr wohl eingehalten worden sei. »Die Taliban lügen«, sagte sie. »Wir haben getrennt trainiert.« Am Donnerstag hätten zwei Männer, die sich als Vertreter des Ministeriums für den Schutz vor Laster und die Förderung der Tugend ausgaben, das Fitnessstudio betreten. Sie hätten die Frauen angewiesen, es zu verlassen.

»Die Frauen wollten gegen die Schließung des Fitnessstudios protestieren, aber die Taliban kamen und nahmen sie fest«, sagte die Trainerin laut der Associated Press. »Jetzt wissen wir nicht, ob sie noch leben oder schon tot sind.«

kko/AFP/AP