Politik

Schwere Gefechte dauern an Taliban überrennen afghanische Bezirke

Die afghanischen Sicherheitskräfte mussten sich zum Teil zurückziehen.

Die afghanischen Sicherheitskräfte mussten sich zum Teil zurückziehen.

(Foto: picture alliance/dpa/XinHua)

Die radikalislamischen Taliban rücken in Afghanistan weiter vor und bringen acht weitere Gebiete in ihre Gewalt. Die Regierungstruppen scheinen der Terrormiliz immer weniger entgegensetzen zu können. Nun soll sogar die Zivilbevölkerung zu den Waffen greifen.

In Afghanistan weiten sich die Gefechte zwischen den militant-islamistischen Taliban und der Regierung im Norden des Landes aus. Binnen 24 Stunden sind mindestens acht weitere Bezirke in den Provinzen Tachar, Baghlan und Balch an die Taliban gefallen, wie örtliche Behördenvertreter bestätigten. Lokale Medien berichteten zudem über Taliban-Kämpfer am Rande der Stadt Masar-i-Scharif, in der weiter Kräfte der Bundeswehr stationiert sind.

Örtliche Politiker rufen mittlerweile selbst ehemalige Mudschahedin-Kommandeure und Zivilisten auf, sich zu bewaffnen und mit den Sicherheitskräften gegen die Islamisten zu kämpfen. Insgesamt haben die Taliban seit Beginn des Abzugs der ausländischen NATO-Truppen am 1. Mai nun 50 Bezirke neu erobert. Afghanistan ist in 34 Provinzen und rund 400 Bezirke unterteilt. Seit Sonntag fielen alleine in der Provinz Tachar laut Provinzräten mindestens vier Bezirke an die Taliban.

In der Provinz Balch, wo auch das Bundeswehr-Camp Marmal liegt, wurden mindestens zwei Bezirke von den Islamisten überrannt, drei weitere standen kurz vor dem Fall. Ein Sprecher des afghanischen Verteidigungsministers schrieb auf Twitter, die Taliban seien vom Tor zu Masar-i-Scharif geflüchtet und bestätigte so indirekt, dass es Taliban-Kämpfer bis dort geschafft hatten.

Die Bundeswehr holt bereits seit einiger Zeit Soldaten nach Deutschland zurück. Der größere Teil des Stützpunkts der Bundeswehr in Masar-i-Scharif ist bereits an die afghanischen Streitkräfte übergeben. Die internationalen Truppen sind insgesamt mit ihrem Abzug bereits weit fortgeschritten. Bis spätestens 11. September sollen die letzten ausländischen Soldaten das Land verlassen haben.

Truppen in Kundus ziehen sich zurück

Auch um die strategisch wichtige nordafghanische Stadt Kundus haben sich die Taliban Gefechte mit den Sicherheitskräften geliefert und sie inzwischen umstellt."Die Taliban-Kämpfer sind an den Zugängen zur Stadt", sagte ein Mitglied des Provinzrates von Kundus. Die Aufständischen würden wichtige Verbindungsstraßen in die Nachbarprovinzen blockieren. Die Regierungstruppen hätten sich zurückgezogen.

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Ein Taliban-Sprecher teilte mit, der Bezirk Imam Sahib sei nun unter der Kontrolle der Aufständischen - der dritte in der Region binnen einer Woche. Kundus selbst sei nicht angegriffen worden. Die Polizei in Kundus bestätigte die Kämpfe und meldete, dass dabei rund 50 Taliban-Kämpfer getötet worden seien. Sowohl die Regierung als auch die Aufständischen übertreiben jedoch regelmäßig die Zahl der Getöteten auf der Gegenseite.

Im Nachbarland Tadschikistan wächst indes die Sorge angesichts der Sicherheitslage. Der Chef der tadschikischen Provinz Berg-Badachschan rechnet mit einem Anstieg der Zahl afghanischer Flüchtlinge, die in der Ex-Sowjetrepublik in Zentralasien Schutz suchen. Der Gouverneur sagte bei einem Besuch an der Grenze lokalen Medien zufolge, dass freie Gebiete für mögliche Flüchtlingslager gesucht werden müssten. Russland hatte Tadschikistan bereits Hilfe bei der Stärkung der Grenze zugesagt.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP

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